Ein Psychologiestudium – das ist und bleibt für viele ein begehrtes Ziel. Dementsprechend hoch ist der Ansturm auf die Studienplätze. Das Bewerbungsverfahren läuft in der Regel über den Numerus Clausus (NC), wer in Deutschland Psychologie studieren will, braucht also einen sehr guten Notendurchschnitt. Wer diesen nicht vorweisen kann, sollte jedoch nicht den Kopf in den Sand stecken. Denn es gibt auch andere Möglichkeiten, einen Psychologie-Studienplatz zu ergattern. Für die, die es geschafft haben, stehen nach dem Studium viele Wege offen.
Psychologie ist ein weites Feld. Sie spielt in vielen Bereichen des Lebens eine wichtige Rolle, und das wiederum eröffnet Psychologinnen und Psychologen spannende Tätigkeitsfelder und gute berufliche Perspektiven. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach den Studienplätzen so hoch ist. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gehörte Psychologie in den vergangenen Jahren zu den zehn am stärksten besetzten Fächern in Deutschland.
Psychologiestudium: Bachelor und konsekutiver Master
Das Studienangebot in Sachen Psychologie ist vielseitig und im Wandel. Das ändert allerdings nichts daran, dass „ein grundlegendes wissenschaftliches Studium der Psychologie nach wie vor die wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche selbstständige Tätigkeit in allen Bereichen der angewandten Psychologie ist“. Darauf verweist der Berufsverband der deutschen Psychologinnen und Psychologen (BdP) auf seiner Internetseite. Um als Psychologin oder Psychologe tätig zu sein, müssten Studierende sowohl den Bachelor als auch den konsekutiven Master absolvieren.
Der Klassiker ist das Bachelorstudium der allgemeinen Psychologie. „Der Fokus liegt dabei auf rein psychologischen Ansätzen“, erklärt die Bundesagentur auf ihrer Seite www.abi.de. So würden zunächst Grundlagen zu verschiedenen Theorien sowie Statistik unterrichtet. In den höheren Semestern und im Master könne man auch im klassischen Psychologiestudium Schwerpunkte wählen wie zum Beispiel Klinische Psychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Pädagogische Psychologie.
Je nach Hochschule ist momentan ein Abischnitt zwischen 1,0 und 1,7 erforderlich, um in einem Psychologiestudium zugelassen zu werden. Die Arbeitsagentur warnt Studieninteressierte davor, die Herausforderungen zu unterschätzen: Nur weil jemand gut zuhören und die Probleme seiner Freunde lösen könne, bedeute das noch nicht, dass er dann automatisch auch den Herausforderungen eines Psychologiestudiums gewachsen sei.
An verschiedenen Universitäten gibt es laut Arbeitsagentur ein spezielles Auswahlverfahren. Zusätzlich zum kostenfreien Online-Selbsttest „OSA-Psych“ werde die Teilnahme am fachspezifischen Studieneignungstest „STAV-Psych“ empfohlen – dadurch könnten die Zulassungschancen verbessert werden. Der Eignungstest bestehe aus den Bereichen Schlussfolgerndes Denken, Mathe-, Biologie- und Englischkenntnisse sowie Psychologieverständnis.
Auch Mathematik und Biologie spielen eine Rolle
Dass in diesem Beruf auch Mathematik und Biologie sowie naturwissenschaftliches Arbeiten und Handeln eine Rolle spielen, sollte also nicht vergessen werden. Zudem ist es ratsam sich darauf einzustellen, dass es auch um Statistik geht und oft mit englischer Fachliteratur gearbeitet wird. Wer mit all dem keine Probleme hat, dürfte in dem vielseitigen Psychologiestudium gut aufgehoben sein.
Reicht der Notendurchschnitt nicht aus, gibt es andere Wege zum Traumberuf. So ist zum Beispiel an vielen privaten Universitäten und Hochschulen ein Psychologie-Bachelorstudium ohne NC möglich, denn dort gelten teils andere Zulassungsvoraussetzungen. Was dabei gefragt ist, etwa ein Motivationsschreiben, ein persönliches Gespräch oder ein Eignungstest, wird je nach Hochschule unterschiedlich gehandhabt. Oft spielen beim Aufnahmeverfahren andere Kriterien eine Rolle, zum Beispiel „Soft Skills“ wie soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit und ethisches Bewusstsein. Berücksichtigt werden muss, dass Privathochschulen in der Regel höhere Studiengebühren erheben. Damit bei der Bewerbung ohne NC nicht alles von der finanziellen Situation der Studieninteressierten abhängt, gibt es Stipendien und andere finanzielle Beihilfen.
Auch im Ausland ist es oft möglich, ohne NC-Hürde in ein Psychologie-Studium einzusteigen. Auch hier wird teilweise auf persönliche Auswahlgespräche und Zulassungstests gesetzt. Die Noten in den studienrelevanten Fächern werden ebenfalls oft berücksichtigt. Wer sich für ein Studium im Ausland entscheidet, sollte bedenken, dass in einigen Ländern Studiengebühren gezahlt werden müssen, die Höhe kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Die Leistung von Sportlern verbessern
Wer ein Bachelor- und ein Masterstudium absolviert hat, kann in vielen Bereichen arbeiten. Ein Beispiel ist die Sportpsychologie, die sich zum einen mit Gesundheitssport als Mittel psychologischer Interventionen befasst. Zum anderen geht es um Leistungssport. Dort ist es laut BdP das Ziel, die Leistungsvoraussetzungen von Sportlerinnen und Sportlern sowie deren Umfeld in Training und Wettkampf zu verbessern, zu stabilisieren und wiederherzustellen. Zielgruppen seien Sportler, Trainer, Schiedsrichter und Führungskräfte.
Ein weiteres Beispiel sind die Umweltpsychologinnen und -psychologen , die vor allem an Hochschulen, in Forschungszentren und als selbstständige Beraterinnen und Berater arbeiten. Ihre Aufgaben sind die Beratung von einzelnen Personen, Gruppen, Organisationen und Unternehmen bei psychisch belastenden Auswirkungen von Emissionen wie etwa Lärmauswirkungen. Zu ihren Aufgaben gehört es laut Berufsverband auch, „Ansatzpunkte und psychologische Barrieren einer umweltverträglichen und Ressourcen schonenden Lebensführung aufzuzeigen“.
Brigitta Wenninger