Digitalisierter Unterricht und Handschrift – wie geht das zusammen? Kann das überhaupt zusammen gehen? Welchen Stellenwert hat Handschrift in einem digitalisierten Unterricht noch?

Es gibt Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Handschrift und besseren Gedächtnisleistungen bzw. erhöhten Aktivitäten in verschiedenen Gehirnregionen belegen. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass das Erlernen der Handschrift eine wichtige Rolle für die Entwicklung feinmotorischer und kognitiver Fertigkeiten spielt. Verkürzt gesagt ist die Handschrift so etwas wie „der direkte Draht zum Hirn“. Was bedeutet es dann, wenn Schülerinnen und Schüler immer mehr tippen, anstatt mit der Hand zu schreiben? Ist die Handschrift auf dem Weg zu einem Anachronismus zu verkommen, dem als kulturelles Überbleibsel zukünftig nur noch in Workshops gefrönt wird?

Zur Bedeutung der Handschrift im schulischen Alltag haben wir Herrn Dr. Oliver Berg, Schulleiter des Obermenzinger Gymnasiums, befragt. Ähnlich wie für das Lernen sieht er auch hier die Bedeutung eines „Miteinander von Tradition und Moderne“: Handschrift und Tastaturtippen – beides hat seine Berechtigung.  Ein kompletter Verzicht auf die Handschrift ist angesichts der Rahmenbedingungen von Schule aus seiner Sicht derzeit nicht denkbar: „Wenn unsere Schüler nur noch auf der Computertastatur tippen würden, gäbe es bei den sehr konservativ gehaltenen Abiturprüfungen – mit Stift, Papier und Geheft – ganz sicher Probleme beim Erstellen von Texten. Würden Schülerinnen und Schüler nicht regelmäßig handschriftlich Texte schreiben, dann hätten Sie sicher Probleme mit den ‚traditionellen‘ Prüfungen, weil sie zu wenig Übung hätten; wie sollten sie eine mehr als 6 Stunden dauernde Deutschabiturprüfung meistern können?
Online Prüfungen waren in den Schulen im Zuge der Pandemie bislang kaum ein Thema, sind im Zuge der Digitalisierung von Lernen und Unterricht aber vielleicht nur noch eine Frage von einigen Jahren, bis sie zum Standard gehören. Stift, Papier und Geheft wären dann ein Relikt der Vergangenheit.

Foto von: IgorTishenko